Lurgrotte Peggau – Semriach (Kat. Nr.: 2836/1)
Zur wohl größten Höhlen-Reinigungsaktion die bisher in der Steiermark stattgefunden hat,entwickelte sich jene die am Samstag, dem 13. Mai 2006 in der Lurgrotte durchgeführt wurde. Sinn und Zweck war die Beseitigung der durch den Lurbach bei Semriach eingeschwemmten Holz- und Müllreste aus den Höhlenräumlichkeiten. Dies wurde notwendig, da die Gefahr von Verklausungen bei Engstellen (in den Höhlengängen) akut gegeben ist und es dadurch im schlimmsten Falle zu großflächigen Überschwemmungen im unteren Abschnitt des Semriacher Polje kommen könnte.
Auf Initiative der Steiermärkischen Landesregierung, Herr Landesrat Johann Seitinger , der Fachabteilung 19 D unter der Leitung von Herrn Hofrat DI Dr. Wilhelm Himmel und dem Autor wurde dieses Projekt, wie bereits im Vorjahr bei der „Höhlenreinigung 2005“, organisiert und schließlich verwirklicht. Allein die Vorbereitungs- und Organisationsarbeiten durch den Autor beanspruchten mehr als drei Monate. Maßgeblich unterstützten diese Aktion die Familie Schinnerl (Herr Peter Schinnerl und Herr Andreas Schinnerl ), Besitzer der Lurgrotte Semriach, der Geschäftsführer der Lurgrotte Peggau Herr Gerhard Brandstätter , der Bürgermeister von Peggau Herr AR Werner Rois und der Bürgermeister von Semriach Herr Ing. Jakob Taibinger . An der Höhlenreinigung nahmen insgesamt 20 Personen der Freiwilligen Feuerwehren von Peggau und von Semriach , sowie mehrere Gemeindebedienstete und Höhlenführer der Lurgrotte Peggau teil. Zusätzlich waren noch 20 Höhlenforscher (8 in der Lurgrotte Peggau und 12 in der Lurgrotte Semriach) im Einsatz. Nachstehend die Teilnehmerliste der höhlenkundlichen Vereine:
(in alphabetischer Reihenfolge):
DI Günter Illek, Dr. Christian Kettenbach, Dr. Heinrich Kusch, Ingrid Kusch, Monika Messner und Erich Oswald
(in alphabetischer Reihenfolge):
Andreas Aigner (Kammern), Harald Auer (Eisenerz), Gernot Fakasch (Frohnleiten), Gerald Rossmann (Hieflau), Andreas
Schütz (Hieflau), Günter Stanglauer (Eisenerz)
(in alphabetischer Reihenfolge):
Herbert Brandner, DI Franz Darrer, Heinrich Grillhofer, Bernd Kranzlbinder, Paul Karoshi, Peter Kogler,
Stefan Oswald, Mag. Wolfgang Voller, DI Rüdiger Zenz
Ab 7.30Uhr in der Früh erfolgte das Eintreffen der Höhlenforscher, der Gemeindebediensteten und der Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehren bei den beiden Höhleneingängen in Peggau und in Semriach. Start der Aktion um 8 Uhr.
In der Semriacher Lurgrotte waren zwei Gruppen des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark, der Eisenerzer Kollegen und ein Mitglied der „Höhlenbären“ im Einsatz. Die erste Gruppe unter der Leitung von Frau Ingrid Kusch reinigte den vorderen Höhlenabschnitt bis zum Abstieg in den Fuhrich-Dom. Trotzdem die Familie Schinnerl bereits seit Monaten bemüht war die Passagen des Schauhöhlenteiles vom Holz der letzten Hochwässer zu reinigen wurden aus diesem Höhlenabschnitt immer noch große Mengen an Holz, Gestrüpp und Unrat aus der Höhle transportiert. Da die Lurbachschwinde fast zur Gänze mit Holz und Schwemmsand verschlossen ist, fließt der Lurbach derzeit durch die gesamte Höhle. Gefahr durch einen Verschluss bei einem der nächsten Hochwässer besteht derzeit in jenem Gangabschnitt der von der Oswaldhalle in den Tropfsteingang führt. Sande und eingeschwemmte Baumstämme verschließen den Gang und stauen das Wasser bis an die Decke. Es fließt zwar noch Wasser durch aber es konnten bei der Aktion leider die tiefer im Sand eingelagerten Baumstämme nicht entfernt werden.
Die zweite Gruppe des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und den Eisenerzern Kollegen (Leitung Frau Monika Messner ) säuberte den Höhlenabschnitt vor dem 2. Sifon bis zum Fuhrich-Dom. In diesem Höhlenbereich lag und liegt heute noch die wohl größte Holz- und Müllansammlung. Große Teile von Baumstämmen waren zwischen Steg und Höhlenwand eingeklemmt, Wurzelstöcke, Holztrümmer und Müll bedeckten Wände und Boden. Mit der Kettensäge wurden die Hölzer in transportierbare Stücke zerschnitten. Es musste das gesamte Holz über rund 500 Stufen bis in den Großen Dom aufwärts transportiert werden, weil man es hier auch nicht klein geschnitten dem Wasser übergeben kann, da noch zwei Sifonstrecken vorhanden sind, die durch das Holz eventuell verschlossen werden könnten. Bedauerlicherweise konnte aus Zeitgründen der Abschnitt vor dem 2. Sifon bis hin zum 3. Sifon nicht von Holz befreit werden, da sich vor dem 2. Sifon ein richtiges Holzlager angesammelt hat, dessen Abtransport an diesem Tage nicht mehr möglich war. Aus der Semriacher Lurgrotte wurden vier übervolle Ladungen (Unimog-Ladefläche mit zusätzlichem großer Anhänger) und eine halbvolle Ladung an Müll, Holz und div. Abfall von der Gemeinde Semriach wegtransportiert und entsorgt.
Der Peggauer Höhlenabschnitt wurde von den Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde „Höhlenbären“, der Freiwilligen Feuerwehr und den Peggauer Höhlenführern vom Bereich des 3. Sifons in Richtung Höhlenausgang Peggau gereinigt. Hier wurden Teile von unterschiedlichsten Kunststoffgegenständen, eine 100 Liter Plastiktonne, Autoreifen und –schläuche, Plastikfetzen, Eisengitter, Drähte u. v. a. m. geborgen und aus der Höhle getragen. Im unteren Bereich der Hexenkluft wurde das Holz in kleine Stücke geschnitten aber in der Höhle belassen. Es sollte beim nächsten Hochwasser aus der Höhle geschwemmt werden. Größere Holzteile wurden aus den hinteren Höhlenabschnitten in sichere höhere Abschnitte der Höhle umgelagert. Ebenso wurde am Blocksberg ein Holzzwischenlager eingerichtet. Ein Teil des Holzes und der gesamte Müll wurden aus der Höhle getragen und mittels eines großen Anhängers von der Gemeinde Peggau entsorgt (gekürzter Bericht von Herrn Heinrich Grillhofer ).
Die Film- und Fotodokumentation erfolgte durch Max Behounek (Kleine Zeitung, Graz), Ursula Gungl (Steiermärkische Landesregierung, Fachabteilung 19 D), Dr. Heinrich Kusch , DI Rüdiger Zenz und einem dreiköpfigen Fernsehteam des ORF. Berichtet wurde in der Sendung „Steiermark Heute“ im ORF am 13. Mai um 19 Uhr, in der Kleinen Zeitung (2 Seiten) und in der Kronen Zeitung am Sonntag, 14. Mai 2006.
Insgesamt konnten an diesem Tag über 30 Tonnen Müll (Styropor, Autoreifen, Gummischläuche, Kinderwagen, Plastik- bzw. Kunststoffteile, Eisengitter, Drähte usw.) sowie nasses Holz und Baumstämme aus den Räumlichkeiten der Lurgrotte entfernt und fachgerecht entsorgt werden. Dies war nur durch den beispiellosen und Kräfte raubenden Einsatz von 45 Personen, bestehend aus den 20 Höhlenspezialisten, den Höhlenführern von Peggau, den 20 Mitarbeitern der Freiwilligen Feuerwehrenund den Gemeindebediensteten von Peggau und Semriach möglich. Die Räumungsaktion dauerte von 8 Uhr Früh bis 18 Uhr am Abend, also 10 Stunden. Für die Teilnahme und Unterstützung an dieser Aktion möchte ich allen im Bericht erwähnten Personen auf diesem Wege meine volle Anerkennung und meinen Dank für die geleistete Arbeit aussprechen.
Dr.Heinrich Kusch